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Der andere Blickwinkel
So sieht's der Schiri
Angebot an Fußball-Vereine für besseres Miteinander
Halle (hosh). Der Betzenberg tobt, Abstiegskampf in Kaiserslautern. Zweikampf auf Höhe der Mittellinie. Der Hoffenheimer Chinedu Obasi wird in vollem Lauf vom Lauterer Matthias Lamprecht mit gestreckten Bein zu Fall gebracht. Jetzt stoppt Schiedsrichter Tim Neubauer (22) im Vereinsraum des SC Halle das Video. Foul oder Ball gespielt? Gelbe Karte, gar »Rot« oder keine persönliche Strafe?
Die »Schiedsrichter-Praktikanten«, eigentlich Fußballer des SC Halle, kratzen sich am Kopf: Gar nicht so einfach, das Gros entscheidet sich für Gelbe Karte. Als sie die Szene in Zeitlupe sehen, ist allen klar: Hier kann nur eine Rote Karte die richtige Entscheidung sein. Die Härte des Fouls wird vielen erst in der Wiederholung klar. Und genau auf diesen Effekt setzen Tim Neubauer und seine Kollegen vom Schiedsrichter-Ausschuss des Fußballkreises (KSA).
Vor der Saison hat der KSA alle Vereine angeschrieben und das Angebot unterbreitet, einen »Lehrbend« zu veranstalten, um bei aktiven Spielern, aber auch bei Trainern und Offiziellen um ein besseres Miteinander zwischen Kickern und Referees zu werben. Bei Landesligist VfL Theesen war Lehrstabsmitgleid Neubauer vor einigen Tagen zu Gast und zieht nach nunmehr zwei Diskussionsabenden ein erstes Resümee: »Es ist elementar wichtig, dass den Spielern klar wird, dass sie mit den Schiedsrichtern etwas gemeinsam haben, nämlich dasselbe Hobby. Auch wir möchten ja Spaß haben, und deswegen finde ich es wichtig, dass sich die Spieler auch in unsere Rolle hineindenken.«
Neubauer ist seit acht Jahren Schiedsdrichter, seit 2007 Lehrstabsmitglied im KSA und dort für Aus- und Fortbildung seiner Kollegen mitverantwortlich. In einem lebhaften und dynamischen Vortrag beantwortete er viele Fragen der Spieler, zeigte fast ein Dutzend beispielhafte Szenen aus dem Profifußball per Video und erklärte präzise, warum der Schiedsrichter falsch entschied oder warum er genau richtig lag. Zudem erörterte er viele Regelfragen. SCH-Spieler Martin Liebke fand den Abend sehr gelungen: »Ich habe einiges gelernt. Heute konnte jeder wichtige Erkenntnisse mitnehmen.«
Beispiel: direkter oder indirekter Freistoß - jetzt wissen die SC-Kicker, wann und warum der Schiri so oder so entscheidet. Und sie bringen mehr Verständnis dafür auf, dass es in den Kreisligen in Abseits-Situationen ohne Linienrichter einfach mehr Fehlentscheidungen geben muss: »Es ist doch völlig logisch, dass ein Schiedsrichter in der Kreisliga A nicht die Kompetenz eines Dr. Markus Merk haben kann. Und man muss einige Fouls oder verbale Attacken in einem Oberligaspiel anders bewerten als in einem Spiel der Kreisliga C. Da hat jeder Schiedsrichter seinen eigenen Ermessensspielraum - jedoch ausschließlich im Rahmen des Regelwerks«, betont Tim Neubauer.
Damit in Zukunft auf dem weniger Feld »gemotzt« wird, hofft er, dass viele weitere Vereine das Angebot zum »Regelkundeabend« nutzen und ein besseres Verhältnis zwischen beiden Seiten aufgebaut wird. In der Bundesliga ist es Gang und Gäbe, dass vor der Saison Profis von einem Schiedsrichter über neue Regeln oder Richtlinien informiert werden: »Es würde viel bringen, wenn solche Veranstaltungen auch in Amateurkreisen verpflichtend wären.«
Artikel vom 22.08.2008, Quelle: Westfalen-Blatt